Den Ausstoß von Treibhausgasen verringern – das ist das große Ziel, das Unternehmen im Zuge des Klimaschutzes erreichen müssen. Dabei spielen aber nicht nur die Emissionen eine Rolle, die im Unternehmen selbst, bei der Produktion etwa, entstehen. Verstärkt rückt auch jener CO2-Ausstoß in den Fokus, den Zulieferer oder Mitarbeiter erzeugen, auf dem Weg zum Unternehmen hin. Für die Erfassung dieser sogenannten Scope 3 Emissionen und um die Mitarbeiter dazu zu bewegen, mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu gelangen, ist ein Betriebliches Mobilitätsmanagement sinnvoll.
Der Zeitgeist wandelt sich und Unternehmen mit emissionsarmen oder -neutralen Produkten und Dienstleistungen können von einem Imagegewinn profitieren. Auch Investoren fordern zunehmend Transparenz bei Klimapolitik und Emissionen. Hier können sich Unternehmen mit niedrigem CO2-Fußabdruck stark positionieren. Die transnationale Standardreihe Greenhouse Gas Protocol GHG differenziert nach drei Emissionsquellen, den Scopes. Zurzeit betrifft die Bilanzierung von Treibhausgasen in der EU in erster Linie sogenannte Scope 1 Emissionen, also solche aus unternehmenseigenen Quellen, und auch nur jene Branchen, die am Emissionshandel teilnehmen.
Doch immer mehr Unternehmen nehmen im Rahmen des Klimamanagements jene Emissionen in den Fokus, die jenseits ihrer Standorte entlang der Wertschöpfungskette entstehen: Scope 2 Emissionen, die bei Erzeugung von Strom und Wärme entstehen, die vom Unternehmen bezogen werden. Und verstärkt Emissionen der Kategorie Scope 3, also jene, die durch die Unternehmenstätigkeit mitverursacht werden – etwa durch Dienstleister oder Mitarbeiter. Die Methode zur Erfassung direkter und indirekter CO2-Emissionen und anderer Treibhausgase heißt Carbon Accounting.
Fahrgemeinschaften, Job-Rad und Job-Ticket
Um die Scope 3 Emissionen zu verringern ist ein Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) hilfreich. Die konkreten Handlungsfelder liegen hier bei Arbeitswegen, Dienstreisen und den Fuhrparks. Als Lösungsansätze sieht das BMM die Vermeidung von Individualverkehr vor, etwa durch den Umstieg auf andere Verkehrsmittel wie Bus oder Fahrrad oder durch das vermehrte Bilden von Fahrgemeinschaften. Job-Rad und Fahrradförderung sowie Elektromobilität stoßen zum Beispiel auf großes Interesse. Das Job-Ticket, die Nutzung des ÖPNV oder die Organisation von Fahrgemeinschaften erweist sich dagegen oft als schwieriger.
In Ballungsräumen ist der Handlungsdruck aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen teils schlechten Luftqualität höher als in ländlichen Regionen. Die Bereitschaft, sich mit einem BMM auseinanderzusetzen, ist in Kommunen und Unternehmen zwar gestiegen, doch der Nutzen wird vielfach noch nicht wahrgenommen. Dabei ist eine Gegenfinanzierung schnell gegeben, wenn nicht neue Parkflächen errichtet würden (die dann auch bewirtschaftet werden müssen), sondern die Flächen sinnvoller für die gewerbliche Nutzung verfügbar gemacht werden würden.
Gerade regionalen Initiativen und Kommunen kommt hier eine Schlüsselrolle zu, um die Verkehrswende auch in Unternehmen und Betrieben voranzutreiben. In Niedersachsen wird zum Beispiel im Projekt AzweiO in der Stadt Achim und den Kommunen Ottersberg und Oyten eine Mobilitätsregion aufgebaut, um die Mobilitätswende zu beschleunigen und den Bürgern innovative, multimodale Verkehrslösungen anzubieten. Künftig wird ein Fokus darauf liegen, mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln trotzdem nahtlos und ressourcenschonend ans Ziel zu kommen.Das Projekt AzweiOwird im Rahmen des Landesförderprogramms „Zukunftsräume Niedersachsen“ gefördert.
Mobilitäts-App unterstützt Unternehmen bei BMM
Die Mobilitäts-App AzweimobilQ, entwickelt von highQ Computerlösungen, spielt im BMM ansässiger Unternehmen eine Schlüsselrolle: Sie kann Mitarbeitern optimierte Pendelwege vorschlagen und damit täglich sowohl die besten individuellen Lösungen finden als auch die ressourcenschonendsten. Abgedeckt werden Verbindungen mit dem ÖPNV, dem Fahrrad, dem Auto oder die Abstimmung von Mitfahrgelegenheiten.
In den drei niedersächsischen Kommunen legt man den Fokus auf Mitarbeitermitbestimmung, Nachhaltigkeit und Freiwilligkeit. Im Zentrum des Angebots steht das Fahrrad, das von eBikes und Lastenrädern ergänzt wird. Dabei sollen Umsteigepunkte geschaffen werden, so dass die Bürger das Rad bequem abstellen und in andere Transportmittel wie den ÖPNV umsteigen können. Mietmöglichkeiten von Autos oder Rädern ergänzen das Angebot.
Unternehmen können über das BMM nachhaltiger und effizienter die An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz organisieren und dadurch auch ihre Umweltbilanz verbessern. Mitarbeiter*innen können umweltfreundlicher und stressfreier pendeln, ein starkes Argument zur Mitarbeiterzufriedenheit und ebenfalls sehr relevant bei der Personalakquise. Denn die Bindung von Fachkräften ist für Unternehmen neben dem umweltfreundlichen Image einer der Gründe für die Implementierung eines BMM. Weitere sind die schlechte Verkehrsanbindung, hoher Parkdruck, zu wenige Parkplätze, Gebäudeerweiterungen oder Betriebsverlagerungen. Umfragen zufolge spielt auch das Wohl der Mitarbeiter, ihre Motivation und Gesundheitsförderung, eine Rolle.
Alle Verkehrsmöglichkeiten in der App sicht- und buchbar
Wird das gesamte Mobilitätsmanagement durch die App AzweimobilQ gesteuert, ist es möglich, Staus und Engpässe zu prognostizieren und den Verkehr zu entzerren – durch alternative Zeiten, Vorschlägen zum Mitfahren, Angebote zu intermodalen Reiseketten oder angepasste Routenvorschläge. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, hier werden sie ihnen alle übersichtlich dargestellt und sind buch- bzw. reservierbar. Die Anbindung an das regionale, multimodale Verkehrsnetz steigert zudem die Attraktivität des Unternehmens für neue Fachkräfte. Außerdem können Parkflächen gespart werden, so dass die Refinanzierung meist schon durch diese Einsparung abgegolten ist.
Ein weiteres Tool in der App sind Incentives für ein ökologisches Nutzerverhalten. Damit Mitarbeiter zum Umsteigen motiviert werden und auch eine Vergleichbarkeit entsteht. Die App kumuliert und vergleicht die individuell genutzten Mobilitätsbausteine und zeigt den persönlichen Fortschritt auf. Über ein Bonussystem können Mitarbeiter Zeitmeilen sammeln und gegen Prämien eintauschen. Der Anreiz zum Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wird so enorm gesteigert.
Wie sich das Fahrverhalten der Nutzer insgesamt verändert hat und wie viel CO2 eingespart werden konnte, kann mithilfe von Reports ausgewertet werden. Diese Informationen werden auf Dashboards bei den teilnehmenden Unternehmen, auf den Bürgerämtern der beteiligten Städte und Gemeinden und online verfügbar gemacht. Erreichte Klimaziele, Fortschritte im Modal-Split und natürlich die Scope 3 Emissionen sind aus- und bewertbar.
Fazit
Um den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu senken, können Unternehmen aber auch Kommunen das Betriebliche Mobilitätsmanagement einsetzen. Dieses kann durch den Einsatz von Apps unterstützt werden. Die Nutzer werden durch Anreize dazu bewegt, das eigene Auto zugunsten anderer Verkehrsmittel wie ÖPNV oder Fahrrad stehen zu lassen oder mit anderen Nutzern Fahrgemeinschaften zu bilden. Für Unternehmen ist das BMM eine sinnvolle Investition zur Imageaufwertung und die Bindung qualifizierter Arbeitskräfte – und deutlich preiswerter, als in neue Parkflächen zu investieren.